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Sensibler Umgang mit Scham in der Pflege: Tipps für Betreuungskräfte und Angehörige

Miriam Füssl • 12. November 2024

Rund um Scham - Tipps 

Pflege erfordert mehr als nur körperliche Unterstützung – sie ist auch eine emotionale und soziale Interaktion. Besonders bei intimen Handlungen wie der Unterstützung beim An- und Ausziehen, der Körperpflege oder beim Ausscheiden entstehen häufig Schamgefühle. Diese Situationen sind sowohl für Pflegebedürftige als auch für Pflegekräfte eine Herausforderung. In diesem Artikel erfahren Sie, wie sich Schamgefühle in der Pflege besser bewältigen lassen und wie ein respektvoller Umgang durch Vertrauen und Kommunikation gefördert werden kann.

Warum das Thema Scham in der Pflege wichtig ist

Scham ist ein natürliches Gefühl, das besonders bei Eingriffen in die Intimsphäre auftritt. Tätigkeiten wie der Toilettengang, die Begleitung beim Ausscheiden oder der Wechsel von Inkontinenzmaterial dringen oft in den persönlichen Schutzbereich eines Menschen ein. Pflegebedürftige erleben hierdurch nicht selten das Gefühl eines Kontrollverlusts, was Ängste und Unsicherheiten verstärken kann. Pflegekräfte und Angehörige sollten daher besonders sensibel auf diese Themen eingehen und das Schamgefühl respektieren.

Ausscheiden und Schamgefühle

Das Ausscheiden – also Wasserlassen und Stuhlgang – gehört zu den grundlegendsten und natürlichsten Vorgängen des menschlichen Körpers. Doch in der Gesellschaft ist es nach wie vor ein Tabuthema. Ausscheidungen können jedoch wichtige Hinweise auf den Gesundheitszustand geben und sind daher fester Bestandteil der Pflegebeobachtung. Die Tatsache, dass Ausscheidungen mitunter unangenehme Gerüche und unansehnliche Erscheinungen haben, führt jedoch bei vielen Pflegekräften und Betroffenen zu Unbehagen und Schamgefühlen.

Umgang mit Ausscheidungen im Pflegealltag


Für Pflegekräfte ist es wichtig, das Ausscheiden als einen normalen und notwendigen Vorgang zu betrachten. Der natürliche Ekel kann oft überwunden werden, indem das Bewusstsein für die medizinische Notwendigkeit solcher Maßnahmen gestärkt wird. Es hilft, sich klarzumachen, dass Ausscheidungen Stoffwechselprodukte sind, die der Körper nicht mehr benötigt und deshalb ausscheidet. Für Pflegebedürftige selbst ist dieser Bereich oft mit großen Schamgefühlen verbunden, da er tief in die intimste Schutzzone eingreift. Hier ist viel Einfühlungsvermögen gefragt, um die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten.


Wasserlassen: Ein intimes Thema mit gesundheitlicher Bedeutung


Das Wasserlassen, in der Fachsprache Urinausscheidung genannt, ist ein Vorgang, bei dem die Blase entleert wird, sobald sie mit etwa 350 ml gefüllt ist. Die Häufigkeit des Wasserlassens ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von der Menge der Flüssigkeitszufuhr ab. Der Urin selbst gibt durch Farbe, Geruch und Menge Hinweise auf die Gesundheit und kann helfen, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.


Umgang mit dem Thema Wasserlassen in der Pflege


Besonders im Pflegealltag sollten Veränderungen im Urin beobachtet werden. Tritt eine auffällige Farbe oder ein ungewöhnlicher Geruch auf, kann dies auf Erkrankungen hinweisen, die eine ärztliche Abklärung erfordern. Pflegekräfte können durch achtsame Kommunikation die Schamgefühle der Betroffenen mindern, etwa indem sie den Vorgang des Wasserlassens sachlich ansprechen und auf eine vertrauliche Atmosphäre achten. Einfache Fragen wie „Brauchen Sie Hilfe, oder möchten Sie allein sein?“ können bereits dazu beitragen, die Scham der Pflegebedürftigen zu reduzieren und gleichzeitig auf deren Wohlbefinden zu achten.

Stuhlgang: Ein natürlicher Vorgang mit großer Bedeutung für das Wohlbefinden


Auch der Stuhlgang ist ein intimer und oft unangenehm empfundener Bereich, der jedoch für die Gesundheit unverzichtbar ist. Stuhlunregelmäßigkeiten können auf viele Probleme hinweisen, etwa auf Ernährungsfehler, Magen-Darm-Erkrankungen oder andere gesundheitliche Beschwerden. Beim gesunden Menschen ist der Stuhl weich, geformt und von heller bis dunkelbrauner Farbe. Probleme wie Schmerzen, ungewöhnliche Konsistenz oder Farbe können auf gesundheitliche Störungen hinweisen, die einer Beobachtung bedürfen.


Sensibler Umgang mit dem Thema Stuhlgang


Auch der Stuhlgang sollte in einem geschützten Rahmen angesprochen werden. Bei der Pflege ist es hilfreich, regelmäßige Protokolle über Häufigkeit und Auffälligkeiten zu führen, um eine bessere Übersicht zu haben. Eine fürsorgliche Pflegekraft kann durch gezielte Beobachtung und diskrete Fragen zur Darmentleerung mögliche Probleme frühzeitig erkennen. Durch das regelmäßige Toilettentraining und gezielte Bauchmassagen können die Darmtätigkeit angeregt und die Selbstbestimmtheit der Betroffenen gefördert werden.

Inkontinenz und die psychische Belastung der Betroffenen


Inkontinenz, also der unkontrollierte Verlust von Urin oder Stuhl, ist eine häufige Herausforderung im Alter und belastet viele Betroffene stark. Die Angst, plötzlich unkontrolliert Urin oder Stuhl zu verlieren, kann das Selbstbewusstsein und die Mobilität erheblich einschränken. Betroffene trauen sich oft nicht mehr, längere Ausflüge zu machen oder soziale Aktivitäten wahrzunehmen, da sie fürchten, keine Toilette in Reichweite zu haben.


Zwei Arten der Inkontinenz: Harn- und Darminkontinenz


  • Harninkontinenz: Bei der Harninkontinenz kann der Betroffene den Harndrang nicht kontrollieren, sodass eine Spontanentleerung der Blase erfolgt. Häufige Ursachen sind eine Schwäche des Beckenbodens, neurologische Erkrankungen oder hormonelle Veränderungen. Hier kann ein gezieltes Kontinenztraining helfen, indem die Betroffenen regelmäßig auf die Toilette gehen. Die Beckenbodengymnastik stärkt die Muskulatur und verbessert die Kontrolle über die Blase.


  • Darminkontinenz: Bei der Darminkontinenz kann der Stuhlgang nicht kontrolliert werden, was besonders peinlich ist. Hier können physiologische und psychologische Faktoren eine Rolle spielen. Neben medikamentösen oder operativen Maßnahmen kann ein Toilettentraining helfen, das den Darm in regelmäßigen Abständen zur Entleerung anregt.


Pflegekräfte und Angehörige können das Selbstbewusstsein der Betroffenen stärken, indem sie Diskretion und Verständnis zeigen und auf eine einfühlsame Weise Unterstützung anbieten. Das Führen eines Miktionstagebuchs hilft dabei, die Kontinenz durch regelmäßige Toilettengänge zu fördern, und die Anpassung der Flüssigkeitsaufnahme kann die Häufigkeit der Inkontinenz verringern.


Einsatz von Inkontinenzmaterial


Um Betroffenen das Gefühl von Sicherheit zu geben, kann spezielles Inkontinenzmaterial genutzt werden. Verschiedene Inkontinenzprodukte – wie Einlagen, Slips oder Unterwäsche mit integrierten Absorptionsmaterialien – sorgen dafür, dass Betroffene sich auch unterwegs sicher fühlen. Dennoch sollten regelmäßige Toilettengänge und der Einsatz von Inkontinenzmaterial stets miteinander kombiniert werden, um die Selbstständigkeit so weit wie möglich zu fördern und das Schamgefühl zu minimieren.

 

Fazit: Scham in der Pflege durch Respekt und Kommunikation mindern

Schamgefühle gehören im Pflegealltag zu den größten Herausforderungen für Betroffene und Pflegekräfte gleichermaßen. Ein achtsamer und respektvoller Umgang kann helfen, diese Emotionen zu lindern und für eine wertschätzende Pflegeumgebung zu sorgen. Durch Vertrauen, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, über unangenehme Themen offen zu sprechen, wird die Pflege für alle Beteiligten angenehmer und sicherer gestaltet.


Ich freue mich über dein Feedback und deine Erfahrungen!


Herzliche Grüße


Miriam

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