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Langzeitige Immobilität: Folgen und Pflegeinterventionen

Miriam Füssl • 1. November 2024

Einführung

Langzeitige Immobilität beschreibt den Zustand, in dem Menschen sich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen oder langer Bettlägerigkeit nicht mehr eigenständig bewegen können. Dies kann zu schwerwiegenden körperlichen und psychischen Folgen führen, die in einer Abwärtsspirale den Zustand der Betroffenen weiter verschlechtern. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Auswirkungen von Immobilität und gibt einen Überblick über präventive Lagerungsarten und Pflegeinterventionen, die den Zustand stabilisieren und Komplikationen vermeiden helfen.

Folgen langzeitiger Immobilität 

Die Folgen von Immobilität sind vielschichtig und betreffen sowohl den physischen als auch den psychischen Zustand:

1. Muskelschwund und Kontrakturen: Der Bewegungsmangel schwächt die Muskulatur, was dazu führt, dass Betroffene sich immer weniger bewegen können. Inaktivität und eingenommene Schonhaltungen führen zu Kontrakturen, bei denen Gelenke in fehlerhaften Positionen verharren, da sich Muskeln und Sehnen verkürzen. Diese Fehlstellungen können ohne regelmäßige Mobilisierung kaum rückgängig gemacht werden.

2. Kreislaufprobleme und Thrombose: Langfristiges Liegen verlangsamt den Blutfluss und erhöht die Thrombosegefahr, da sich Blutgerinnsel bilden können. Diese können in lebenswichtige Gefäße wie die Lungenarterien wandern und eine gefährliche Lungenembolie verursachen.

3. Dekubitus und Wundliegen: Druckstellen durch eine unveränderte Lagerung führen zu Dekubitus, bei dem das Gewebe durch mangelnde Blutzirkulation geschädigt wird. Dekubitus ist nicht nur schmerzhaft, sondern schwer zu behandeln und kann sich bis in tiefere Gewebeschichten ausbreiten.

4. Verstopfung und Verdauungsprobleme: Die Bewegungslosigkeit kann zu einer verlangsamten Darmtätigkeit und schließlich zur Verstopfung führen. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem Darmverschluss führen, der ebenfalls lebensbedrohlich sein kann.

5. Lungenentzündung und Atemprobleme: Bewegungsarmut begünstigt die Ansammlung von Schleim in der Lunge, was das Risiko einer Pneumonie (Lungenentzündung) erhöht. Pneumonien sind insbesondere für ältere Menschen gefährlich und verlaufen oft tödlich.

6. Psychische Belastungen: Isolation, Hilflosigkeit und das Gefühl von Abhängigkeit führen oft zu Depressionen und Rückzug. Die Betroffenen verlieren zunehmend ihr Selbstbewusstsein, was die Situation zusätzlich belastet.

Ursachen von Immobilität


Immobilität kann durch verschiedenste Faktoren ausgelöst werden. Erkrankungen wie Kniearthrose, Herzinsuffizienz, chronische Schmerzen und depressive Verstimmungen sind häufige Ursachen. Auch temporäre Einschränkungen, wie Gipsverbände oder Operationen, können Betroffene daran hindern, sich zu bewegen. Durch Angst vor Schmerzen oder Unsicherheiten verbleiben viele Menschen dann in Schonhaltungen, die ihre Mobilität weiter einschränken.


Pflegeinterventionen und Lagerungstechniken


Um die Folgen der Immobilität abzumildern und den Zustand der Betroffenen zu stabilisieren, gibt es eine Vielzahl an Pflegeinterventionen und Lagerungstechniken:


1. Aktivierende Pflege: Ziel der aktivierenden Pflege ist es, vorhandene Ressourcen der Betroffenen zu fördern. Dies umfasst unterstützte Bewegungen, Motivation und Anleitung zur Eigenaktivität, um Muskeln zu erhalten und Selbstständigkeit zu bewahren.


2. Richtige Lagerung: Unterschiedliche Lagerungstechniken helfen, die Blutzirkulation zu verbessern, Druckstellen zu entlasten und die Atemmuskulatur zu aktivieren:


  • Flache Rückenlage: Entlastet die Wirbelsäule und das Becken und wird bei Wirbelsäulenverletzungen oder nach OPs empfohlen.
  • Oberkörperhochlagerung: Unterstützt die Atmung und ist hilfreich bei Lungen- und Bronchialerkrankungen. Sie ermöglicht eine einfachere Kommunikation und mehr Bewegungsfreiheit für die Arme.
  • 30°-Seitenlage: Verringert Druck auf aufliegende Körperstellen und ist eine der wichtigsten Lagerungsarten, um Dekubitus vorzubeugen.
  • Schiefe Ebene: Unterstützt insbesondere Tumor- und Schmerzpatienten, weil sie eine schonende und flexible Lagerung ermöglicht.
  • Bauchlage: Druckentlastet die Körperrückseite und wird bei Rücken- und Gesäßverletzungen genutzt, ist aber für viele Betroffene unangenehm.
  • Beinhochlagerung: Fördert den venösen Blutrückfluss und eignet sich besonders nach Venen-OPs oder bei Ödemen in den Beinen.


3. Hilfe zur Selbsthilfe: Pflegekräfte und Angehörige werden geschult, den Betroffenen bei der Mobilisation und den Alltagsaktivitäten anzuleiten, sodass diese möglichst viel Selbstständigkeit zurückgewinnen.


Fazit


Immobilität führt zu einer Vielzahl körperlicher und psychischer Probleme, die in einem Teufelskreis immer weiter eskalieren können. Die richtige Lagerung und aktivierende Pflege sind deshalb unverzichtbar, um diese Spirale zu durchbrechen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Pflegekräfte und Angehörige sollten besonders auf eine ressourcenorientierte Unterstützung achten, damit Betroffene möglichst lange eine gewisse Eigenständigkeit und Mobilität beibehalten können.


Ich freue mich auf dein Feedback und deine Erfahrungen!


Herzliche Grüße


Miriam

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